Einer meiner Artikel aus dem Pflegewiki, welches leider nicht mehr erreichbar ist. Autor: Markus Würfel/GNU Free Documentation License (https://web.archive.org/web/20170629000243/http://www.pflegewiki.de/wiki/Benutzer:W%C3%BCrfel)
Depressionen im Alter kommen statistisch gesehen häufiger vor als jede andere psychische Krankheit in dieser Lebensphase.
Folgende Anzeichen sollten als erster Hinweis ernst genommen
werden: Sehr massiv ausgeprägte Verstimmung (fehlender Lebenssinn), die
in der Regel mit einer Herabsetzung oder Lähmung des Antriebs und einer
allgemeinen Gehemmtheit einhergeht. Hinzu kommen als weitere
Symptomgruppe eher körperliche Anzeichen wie eine quälende innere Unruhe
oder andere vegetative Symptome (z.B. allgemeine Abgeschlagenheit,
Müdigkeit, Druckgefühle, Schlafstörungen). Eine Denkstörung liegt nicht
vor.
Lange Zeit wurde der Begriff
Altersdepression verwendet.
Heute ist er nicht mehr gebräuchlich, da vielfälltige depressive
Erkrankungen im Alter auftreten können, die eben nicht nur speziell am
Faktor
Lebensalter festzumachen sind.
Die ausgeprägteste
Komplikation dieser Krankheit ist die
Selbsttötung.
Symptome, der Symptomkomplex
Drei
Gruppen von Symptomen werden vorrangig unterschieden. Erst wenn
mindestens ein Symptom aus allen drei Symptomkreisen (Trias) auftreten,
spricht die Medizin von der Krankheit
Depression. Folge: Unfähigkeit sein Alltagsleben zu bewältigen. Sonst handelt es sich eher um eine (vorübergehende)
emotionale Störung, die noch im Bereich des normalen Lebens angesiedelt ist. Vergleiche
Trauer.
Formen und Zahl der Erkrankungen
Man
kann davon ausgehen, dass etwa 5 v. H. der über 65jährigen dieser
Krankheitsgruppe der "major-depressions" (engl. Fachbegriff; Abkzg.:
MDD) oder endogenen Depressionen zuzuordnen sind. Psychoreaktive
Depressionen treten etwas häufiger auf, allerdings im Alter auch häufig
in larvierter Form (versteckt als Somatisierung etc.) Die
Häufigkeitsangaben liegen hier bei etwa 10 bis 20 v.H.
Während die
Depression früher als das Gefühl
Melancholie
bezeichnet wurde und lange Zeit als angeborene oder erworbene Neigung
oder individuelle Charaktereigenschaft angesehen wurde und als unheilbar
galt, stellt sie heute eine seeliche Entgleisung mit Krankheitswert
dar.
Depressionen im Alter gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen
des 3. Lebensabschnittes - hier ist die Unterscheidung in
somatogen,
psychogen oder
endogen
kaum möglich, weil die Ursachen neben einander oder ineinander fließen.
Wenn ein Mensch erstmals nach dem 60. Lebensjahr an einer Depression
erkrankt, so spricht man auch von einer
Involutionsdepression. Das ist ein historischer Ausdruck, der von einer generellen Rückbildung des Organismus und der Sinne im Alter ausgeht.
Obwohl auf das gesamte Leben bezogen, die Depression im Alter
nicht generell häufiger ist, ist doch das erstmalige Erkrankungsrisiko
mit steigendem Alter erhöht. Laut Hirsch/Krauß haben z.B. 3% der
70-74jährigen eine schwere psychische Störung, dagegen schon 32% der
über 85jährigen. Nach Cooper und Sosna haben 10,8% aller Alten reaktive
Störungen und 2,2%
Psychosen.
Morgan meint, dass 10% der alten Menschen depressiv sind, dagegen hält
Hautzinger (Hirsch/Hautzinger, 1992) die Zunahme depressiver Symptome in
der Involutionsphase eher für einen Mythos, eine
ätiologisch-theoretische Kategorie und keine belegbare Tatsache.
Bis heute fehlen zwar Beweise für die erhöhte
Inzidenz und
Prävalenz
für Depressionen im höheren Lebensalter. Die Meinungen der
Wissenschaftler gehen auseinander, oder Forschungsergebnisse
widersprechen sich gar. Dennoch hat sich mit steigender Zahl der alten
Mensche das Auftreten psychischer, hier besonders depressiver
Alterserkrankungen derart erhöht, dass ein eigener Wissenschaftszweig,
die
Gerontopsychiatrie, immer mehr Beachtung gewinnt.
Formen
Die
häufigste Depressionsform im Alter stellt eine reaktive Antwort auf
vorangegangene auslösende oder sich aneinanderreihende Faktoren dar. Es
gibt jedoch auch nicht altersspezifische, nichtreaktive
Depressionsarten. Es ergibt sich also folgende klassische Einteilung:
- Reaktive Depression - häufigste Form im Alter
- Neurotische Depression/Erschöpfungsdepression
- Endogene Depression: aus sich selbst heraus, z.B. genetische Ursachen, im Alter seltener vorzufinden
Sonderformen nicht altersspezifischer Depressionen: z.B. Winterdepression, Katecholamintheorie, Stressreaktion
Nähere Angaben sind im
Überblicksartikel Depression zu finden. Auch die Kodierung nach
ICD.
Übersicht möglicher Ursachen
Gesellschaftliche Ursachen
Obwohl
in Deutschland die Zahl der Menschen über 60 Jahre größer ist als die
der 15-25jährigen, leben wir in einer Zeit des "Jugendlichkeitswahns".
Werbung und Waren machen den Eindruck, als gehöre die Gegenwart nur den
Jungen. Dabei verschiebt sich die Zusammensetzung der Bevölkerung
vermehrt in die entgegengesetzte Richtung, zum Alter hin. Während in
früheren Epochen Alter Ansehen und Achtung einbrachte und ein Symbol für
Weisheit darstellte, begann mit dem Zeitalter der Industrialisierung
und dem Aufbau der Leistungsgesellschaft, das Pendel zurückzuschwingen.
Nebenbei wurde durch medizinische Fortschritte die Lebenserwartung
stetig erhöht. Die Erwerbsarbeit hat einen sehr hohen Stellenwert.
Gerade die ältere Generation wurde dazu erzogen, den Stellenwert der
Arbeit sehr hoch zu achten. Fleiss spielte eine grosse Rolle. Siehe auch
den Artikel:
Was war früher normal.
Die Arbeit hat bis zum Ruhestand in hohem Maße das soziale Erleben
bestimmt. Obwohl die Ruhestandsphase auch befreiende Aspekte hat, sie
befreit von den Zwängen der Arbeitswelt, erregen Ruheständler selten
Neid und werden teilweise sogar als "Nichtstuer" bezeichnet. Vor allem
Männer trifft häufig der "Pensionsschock". Eigentlich kann jede
zweckgerichtete körperliche oder geistige Tätigkeit, die über einen
reinen Lustgewinn hinausgeht, als Arbeit bezeichnet werden. Doch in der
Gesellschaft ist die Erwerbsarbeit bestimmend, sie wird gemessen am
Beitrag zum Bruttosozialprodukt. Im Rahmen der Technisierung nahm die
Bedeutung der Erfahrung (Wissen ist schnell veraltet) und der sozialen
Kompetenz älterer Menschen stetig ab. Insgesamt wurde der Anteil der
Erwerbsarbeit an der gesamten Lebensspanne immer geringer, nicht nur
durch späteren Eintritt in das Berufsleben, sondern vor allem durch die
durch medizinische Fortschritte verlängerte 3. Lebensphase. In
Industrienationen sind die Menschen einem sich ständig beschleunigenden
Anpassungsdruck ausgesetzt. Vor allem die sozialen Bedingungen wandelten
sich radikal, große Familienstrukturen lösen sich auf und werden
insgesamt seltener.
Soziale Bedingungen
Welche
Versorgung im Alter möglich ist, hängt im hohen Maße von den
Alterseinkünften ab. Die Unterschiede zwischen einer Unterbringung in
einem staatlichen Alten- und Pflegeheim und der Versorgung in den
eigenen vier Wänden sind enorm. Es spielt eine große Rolle für die
emotionale Gesundheit, ob ein alter Mensch aus seiner vertrauten
Umgebung herausgerissen wird, oder ob er zu Hause bleiben darf und evtl.
sogar von Familienangehörigen umsorgt wird. Ist die Heimunterbringung
notwendig, so ist es trotzdem ein Unterschied, ob man in einem teilweise
noch üblichen 4-Bettzimmer mit fremden Personen wohnen muss oder sich
gutbetucht in einer Seniorenresidenz niederlassen kann.
Sind physische Krankheiten, wie ein
Herzinfarkt, mit diagnostischen Methoden gut faß- und meßbar, so gelten psychische Krankheiten, wie die
Depression,
erst seit vergleichsweise kurzer Zeit als gesellschaftlich annerkannte
Erkrankung. Viele alte Menschen können mit einer solchen Diagnose daher
schwer umgehen, da psychische Erkrankungen früher mit einem Makel
behaftet waren und es teilweise noch sind. Nicht selten werden alte
Menschen mit psychischen Problemen aber auch heute noch falsch
behandelt, eine großzügige Gabe von
Tranquilizern
und anderen Psychopharmaka bei unbequemen Patienten/Bewohnern
eingeschlossen. Dagegen muss man sich auch hüten, bei einem unbequemen,
mit der Situation in einer Einrichtung vielleicht zurecht
unzufriedenenen Bewohner, vorschnell eine falsche Diagnose zu stellen.
Depressionen,
Psychosen,
Demenz etc. dienen sonst als willkommener Vorwand, sich nicht damit auseinander setzen zu müssen.
H. Feiereis (Basiswissen Psychotherapie) beschreibt den alten
Menschen in unserer Gesellschaft als ein Individuum, dem dessen
Lebensumstände, die soziale Rolle als Bittsteller in unserer
Gesellschaft , vor allem aber die Erziehung aggressives Verhalten
verbieten und das seinen Hass auf die junge Generation häufig durch eine
verstärkte Scheinzuwendung und modernisierendes Gehabe kaschiert. Der
alte Mensch in der Familie hat seinen Angehörigen dankbar zu sein, der
Sozialhilfeempfänger im Alten- und Pflegeheim hat dem Staat gegenüber
Dankesschuld. Dankespflicht als einzige Möglichkeit, die empfangene
Hilfe zu erwidern, erzieht zur Demut, Unterwürfigkeit, Zürücksetzung der
eigenen Persönlichkeit und schließlich zum Verlust derselben. E. Grond
(Praxis der psychischen Altenpflege) umschreibt die Ursachen für
Depressionen mit den Worten Isolation, Einsamkeit, Entberuflichung,
Rollen- und Statusverlust, Armut und Desintegration. "Alte Menschen
bringen sich um, weil sie anderen nicht zur Last fallen wollen".
Nicht aufgearbeitete Vergangenheit
Schwierigkeiten mit der Aufarbeitung der eigenen
Biographie,
Umgang mit empfundener Schuld und Schrierigkeiten mit der objektiven
Verarbeitung können mit Flucht in Mißempfindungen und Depression
überdeckt sein. Bei der heute betagten Generation können auch
Traumata
aus dem Weltkriegserleben eine Rolle spielen. Grade im Wandel, der in
den 1960er Jahren eintrat, erlebten die heute Betagten teilweise einen
Zusammenbruch ihrer Ideale und Werte. Verlusterlebnisse, Schuld und
nicht geleistete Trauerarbeit können Depressionen begünstigen,
verstärken und auslösen. Verlusterlebnisse gehören zum Alter: Freunde
und Bekannte sterben, evtl. auch der Lebenspartner, mit der Pension
kommt der Verlust der beruflichen Kompetenz und von Anerkennug, die
Gesundheit läßt nach, die Selbständigkeit kann eingebüßt werden, man ist
geistig evtl. nicht mehr so rege, einer Heimeinweisung folgt der
Verlust der Wohnung etc. Verlusterlebnisse lösen eine natürliche
Trauerreaktion aus, die nicht mit einer krankhaften Depression zu
verwechseln ist. Vor allem nicht bewältigte und ausgelebte Trauer
begünstigt die Depression. Von Bedeutung für die Verarbeitung ist die
Grundkonstitution, die Bewältigungsstrategie und die vorhandenen
Ressourcen an
Selbstbewußtsein und Fähigkeit zur Konfliktbewältigung, also insgesamt das psychische Gleichgewicht. Nach
Sigmund Freud
können auch frühe Kindheitstraumen spätere Depressionen begünstigen,
d.h. Liebesentzug der Eltern, Heimerziehung, mangelnde Geborgenheit.
Psychische Überforderung führt oft zu
Regression,
wenn eine äußerliche, gegenwartsbezogene Verarbeitung nicht möglich
ist, bleibt oft nur die Flucht in die Vergangenheit oder der Rückzug auf
das eigene
Ich.
Kipp/Jüngling (Verstehender Umgang mit alten Menschen) sehen in der
Depression den Versuch, eingetretene Verluste nicht akzeptieren zu
müssen und Trauer zu umgehen, als Flucht in die Depression aus Angst vor
der "Arbeit" Trauer. "Die Depression kann keinesfalls als verstärkte
Trauer verstanden werden. Sie ist eher eine chronifizierte Kränkungs-
bzw. Trotzreaktion".
Druck durch ein genormtes Altersbild
Ein
großes Verhängnis für den alten Menschen in unserer Gesellschaft ist,
daß er nicht gelernt hat, seine Bedürfnisse und Vorstellungen zu
formulieren und sie energisch durchzusetzen. Eine Erziehung mit
Maßstäben wie Zucht und Ordnung, sowie Unterwerfung, setzt sich im Alter
durch Unterdrückung der Selbstbestimmung besonders bei
Pflegebedürftigkeit und sich daraus ergebender Abhängigkeit fort. Die
junge Generation unterhält in erster Linie ein defizitäres Altenbild.
Alter wird mit Inaktivität, Krankheit und Gebrechen gleichgesetzt. Dies
muss für das Selbstbild alter Menschen fatale Auswirkungen haben. Ein
Wechsel, z.B. in der Werbewirtschaft, kommt erst langsam zustande.
Senioren, zunehmend als zahlungskräftige Zielgruppe erkannt, können also
auch aktiv, geistig rege und lebensfreudig dargestellt werden. Der
steigende Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung wird auch
den politischen Einfluss erhöhen und das Bild voraussichtich weiter
revidieren.
Ängste
Isolation
und das Nachlassen der körperlichen Fähigkeiten im Alter ist mit
Angstgefühlen verbunden. Phobien und Zwangsstörungen sind die häufigsten
Angststörungen im Alter. Hinzu kommen die Angst vor
Pflegebedürftigkeit, vor Krankheiten und dem Verlust geistiger
Fähigkeiten. Dies kann zur Kaschierung und Verleugnung der erlittenen
Einschränkungen führen, wiederum verbunden mit der Angst vor Entdeckung.
Infolge von damit einhergehenden vegetativen Organstörungen ist dann
durchaus eine weitere Verschlechterung der physischen Gesundheit
möglich, was nur zu weiterer übertriebener Selbstbeobachtung und
hypochondrischen Befürchtungen führt. Die ständig erwarteten Defizite
können sich auch auf andere Bereiche ausdehnen und völlig unrealistische
Einschätzungen zur Folge haben. Zum Beispiel Verarmungsphantasien trotz
ausreichender finanzieller Mittel, oft als Altersgeiz
fehlinterpretiert. Auch bei den Ängsten können frühere Erlebnisse und
auch die frühkindliche Phase wieder eine große Rolle spielen. Angst kann
sich sowohl in Aggressivität als auch in Passivität mit Rückzugstendenz
äußern.
Regression
signalisiert den Wunsch nach Geborgenheit und Halt.
Während Aggression bei jungen Menschen oft mit Impulsivität, Temperament
und Willensstärke verbunden wird, so hat der alte Mensch gelernt, seine
Aggressionen
nicht auszuleben oder stößt damit auf Unverständnis.
Aufgestaute Aggressionen können sich gegen die eigene Person richten und
führen dann besonders häufig in die Depression. Auch falsch verstandene
Religion mit moralisierenden Schuldzuweisungen kann Ängste hervorrufen.
Andererseits kann eine positiv verstandene Religiösität helfen, mit
eigenen Ängsten und Verlusten besser umzugehen, sie kann Sinn stiften
und so im Alter besonders hilfreich sein. Das Näherrücken des
Lebensendes kann jedoch dazu führen, das der alte Mensch Bilanz zieht
und meint, irreparable Verstöße, z.B. gegen Gebote, zu erkennen. Dies
kann bei sehr religiösen Menschen noch verstärkte Ängste vor dem Tod
auslösen. Der alte Mensch hat den Tod ständig vor Augen. Spätestens wenn
nahestehende Menschen sterben, kann er sich einer Auseinandersetzung
nicht mehr entziehen. Eine sehr späte Auseinandersetzung mit diesem
Thema kann zur seelischen Überforderung und Depression führen. Von
entscheidender Bedeutung ist, ob ein Mensch auf ein sinnvolles und
erfülltes Leben zurückblicken kann.
Erlittene Krankheit, lebensbedrohende Krankheit
Eine als schwer empfundene und evtl. auch tatsächlich lebensbedrohende Krankheit kann ebenfalls als Auslöser einer
reaktiven Depression sein.
In Kombination mit dem therapeutischen Nihilismus bei TherapeutIn
oder PatientIn (siehe oben Altersnorm) kann es zu einer Verschleppung
der anfänglich noch gut zu behandelnden Ausgangssituation kommen.
Zusammenfassung der Ursachen
- nicht reaktive Ursachen, die meist schon vor dem Seniorenalter aufgetreten sind
- reaktive Ursachen
- nicht verarbeitete Erlebnisse, verdrängte Probleme, Schuldgefühle
- Beziehungsschwierigkeiten, Einsamkeit, Isolation
- nicht erreichte Lebensziele
- Verlusterlebnisse, nicht geleistete Trauerarbeit
- Begleitsymptom körperlicher Erkrankungen
- gesellschaftlich genormtes Defizitbild des Alters
- Ängste, z.B. vor Krankheit und Tod, Veränderung der Lebenssituation
- Aggressionsstau, unterdrückte Sexualität
Allgemein können im Alter geringere Wiederstandsressourcen vorausgesetzt werden, als in jüngeren Jahren.
Prophylaxen zielen auf Vermeidung der oben genannten Ursachen ab, soweit möglich.
Diagnostik
Durch
einen kurzen Depressions-Screeningtest, wie mit der Geriatric
Depression Scale (GDS), könnten von der HausärztIn depressive Patienten
besser identifiziert werden.
GDS (1982), dt: Geriatrische Depressions-Skala, Autorinnen: Yesavage
u.a., besteht aus 15 Fragen Ja-Nein. z.B: Gefühl der Hilflosigkeit,
aufgegebenen Aktivitäten, Lebenszufriedenheit. Die Antwort soll sich auf
das Gefühl in den letzten 7 Tagen beziehen.
Der Test wurde speziell für ältere Menschen entwickelt und dient der
Abschätzung der emotionalen Befindlichkeit. Teil des
Geriatrischen Assessments.
Die
Sensitivität und
Spezifität
der GDS liegt bei über 70 % (Merkmale der Genauigkeit der Diagnose).
Die GDS wurde speziell für ältere Menschen entwickelt. Es existiert eine
Kurzform, die in 5-7 Min. durchführbar ist.
Dieser oder ähnl. Tests sollten von der HausärztIn angewandet
werden, um die Frage der Weiterbehandlung durch Fachärzte für
Psychiatrie etc abzuklären. Bei bestimmten Alterskrankheiten gehören sie
auch zum Standard bei anderen Symptomen, um die larvierten Formen
aufzudecken. Dazu gehören psychotische Störungen, einige Demenzformen,
neu auftretende soziale Mangelsituationen.
Therapie
Zur Therapie und zum Umgang mit depressiven Patienten/Bewohnern
siehe den
Überblicksartikel Depression.
Die dort gemachten Angaben sind weitgehend übertragbar. Zu beachten
ist, dass wegen der besonderen Häufigkeit im Alter die dortigen Angaben
zur reaktiven Depression von besonderer Bedeutung sind.
Als Therapie kommt also vor allem die Geronto
psychotherapie
in Frage. Begleitend können stimmungsaufhellende und angstlösende
Medikamente hilfreich sein, jedoch auch eine Auseinandersetzung mit den
Problemen erschweren. Sie sind vor allem bei sonstiger Therapieresistenz
sinnvoll.
Pharmakotherapie
Die
Antidepressiva
werden in drei große Gruppen eingeteilt: Selektive
Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI), Trizyklische Antidepressiva(Spät
einsetzende Wirkung, davor das Risiko durch Antriebssteigerung),
selektive und nicht-selektive Monoaminooxidasehemmer (MAO-Hemmer).
Alle haben diverse unerwünschte Nebenwirkungen.
Zu Details der Pharmakotherapie siehe den
Artikel Pharmakotherapie bei wikipedia.de.
Prognose
Die
Erfolgsaussichten sind recht gut, weil generell bei einem erstmaligen
Auftreten die Erfolgsquoten höher sind als bei rezidivierendem Verlauf.
Ein Behandlungsversuch ist evtl. auch noch Teil der Diagnosephase.
Die Pharmakotherapie ist je nach Schweregrad kaum zu vermeiden. Wegen der Komplikationen bei Dosisschwankungen durch mangelnde
Compliance
sollte auf eine stationäre Therapie nicht von vorne herein verzichtet
werden. Stichwort: "... heute gings mir so gut, da habe ich die Pille
weggelassen."
Ein Erfolgsgarantie wird niemand geben können, da eine eindeutige Ursachenklärung und -behandlung (noch) nicht besteht.
Literatur
- Dörner, K., Plog, U. (1992): Irren ist menschlich, Bonn, Psychiatrie-Verlag ISBN 3-88414-183-X
- Grond, E. (1991): Praxis der psychischen Altenpflege, München-Gräfeling
- Heuft, G./ Hirsch, R.D./ Kemper, J./ Kruse, A./Luscher, C./Steinwachs, K. (1992): Alter und Depressivität, Göttingen
- Barbara Bojack (2003): Depressionen im Alter, Psychiatrie-Verlag, ISBN 3-88414-359-X
- Manfred G. Wolfersdorf, Michael Schüler, Angela LePair (2004): Depressionen im Alter, Kohlhammer, ISBN 3-17-018316-8
- Schöfberger, J.: "Depression im Alter". In: Geprüfte Schulungsmaterialien für die Pflege. Raabe Verlag. Berlin 2010. http://www.raabe.de/go/?action=ProdDetails&product_uuid=T6TR779H8RXHA1BDT377PUKPDUHGXBV2
Weblinks